Mahan – Sirch – Shadad – ??? – Golbaf – Rayen – Bam – Jiroft – Sirjan – Pasargade – Naqsh-e Rostam – Persepolis.
25. April – 2. Mai 2015
Die Dasht-e Lut ist das süd-östlichste Wüstengebiet im Iran und gilt als eines der lebensfeindlichsten Gebiete der Welt. Sie zählt aber auch im ersten Drittel der Strecke Kerman – Shadad – Neybandan zu den Großartigsten dieser Welt, so steht’s geschrieben. Eh klar, dass wir da hin müssen!
Die typischen „Yardang“ (od. persisch „Kalouts“) begeisterten schon Sven Heddin, es sind durch Wind, Sand und Wasser bizarr geformte Felsformationen, die teils kilometerlang in gerader Ausrichtung verlaufen. Darauf freuen wir uns seit Beginn unserer Planung. Unsere Freunde sind Wüstenfreaks – so wie wir – die Unendlichkeit der Wüste spüren und Sternschnuppen von Himmel fallen sehen, das sind unsere gemeinsamen Wünsche.
Seit Tagen schon ist der Wind unser ständiger und hartnäckiger Begleiter, die Luft ist „gelb“ vom Sand und wenn wir es nicht besser wüßten, könnte man meinen, es ist diesig. Aber bei der Luftfeuchtigkeit??
Wir fahren also von Mahan wiedereinmal über einen 2.700 m hohen Pass in den Osten. Angenehm kühl ist es noch da heroben, aber dann, von Shadad in Ri. Deh Seyf klettert das Thermometer im Minutentakt nach oben, die Windstärke nimmt im selben Tempo zu. Die ersten Dünen und Tamariskenhügel sind schon die untrüglichen Zeichen für den Beginn der Wüste, allerdings mutiert der Wind in Richtung Sandsturm.
Per Funk werden die Temperaturen durchgesagt. „Mia ham 48 Grad, ko des stimma???“
„Bei uns zoagts 46 Grad, na guade Nocht“
Eine alte Karawanserei bietet einen stimmungsvollen Platz zum Umdrehen, ein wahrlich harter Entschluss.
Das Aussteigen wird zum Erlebnis, die heiße Luft nimmt dir den Atem, es ist wie in der Sauna, und der pfeiffende Wind tut sein Übriges.
Für einen kleinen Rundgang reicht es, dann suchen wir Schutz im kühlen Auto.
Weil bekanntlich die Hoffnung zuletzt stirbt, flüchten wir wieder in die Berge, um am nächsten Tag gleich frühmorgens einen zweiten Versuch zu starten.
Könnte ja sein, dass sich der Wind auch niederlegt…..in der Nacht….oder die Sonne etwas sanftmütiger wird….über Nacht….
Den Nachtplatz in einem Taleinschnitt teilen wir vorsert mit „Millionen“ Fliegen, aber als die Sonne untergeht, sind auch sie verschwunden.
Ein Bauer kommt noch mit dem Moped, fragt nach, ob wir nicht doch lieber bei seinem Haus schlafen möchten und – als wir verneinen – ob wir eh genug Wasser und zu Essen haben. So nette Menschen überall!!
Wir brechen zeitig in der Früh auf, aber das war vergebene Liebesmüh! Die Temperaturen von gestern erreichen wir (noch) nicht, dafür erreicht die Windstärke locker den gestrigen Level und sie steigert sich mit jedem Kilometer, den wir uns in die Lut wagen.
Schweren Herzens brechen wir das Unternehmen „Dasht-e Lut mit Kalouts“ ab, man kann halt nicht alles haben.
Ob Shadad einen Besuch wert ist? Aber die Oasenstadt ist wie ausgestorben, alle haben sich scheints in ihren Häusern versteckt.
Ok, das Thema können wir also vergessen, oder wie Günther lapidar sagt „oghockt!“
Wir nehmen Kurs auf Rayen, und zwar über Sirch, Hashtadan und Golbaf in Ri. Hauptstraße.
Da staunen wir nicht schlecht, bei Golbaf gibt es tolle „farbige Berge“ !
Sie erfreuen unser Auge mit den verschiedensten Erdtönen, das sieht ja fast nach Entschädigung aus und die brauchen wir auch. Ausgerechnet die Wüste Lut streichen zu müssen tut weh, zumal wir schon auf Teheran und das Kaspische Meer verzichtet haben, um früher bei den Kalouts zu sein.
Auch Rayen entschädigt, wir dürfen sogar direkt vor der musealen Festungsstadt aus Lehmziegeln nächtigen.
Eine wuchtige Mauer mit 11 Bastionen umringt diese mittelalterliche persische Stadt, wir werden von einem ganz lieben 11-jährigen Buben fachkundig herumgeführt. Dafür gibt es natürlich Süßigkeiten aus Autriche, da freut er sich!
Von Rayen führt eine weiße Straße in Ri. Bam. Diese geschichts- und schicksalsträchtige Stadt ist unser nächstes Ziel
Die Nachfrage ergibt, dass die weiße Straße wohl existiert, aber nicht durchgehend alsphaltiert ist. Perfekt!!!
Endlose Pistazienfelder säumen den Weg, dann wird es holprig unter den Rädern. Die Piste führt uns durch entlegene Dörfer, immer einen lebensspendenden Fluss entllang.
Die Menschen, die uns mit großen, ungläubigen Augen nachsehen, schenken uns ihr freundlichstes Lächeln und wir winken uns lange fröhlich zu.
Das geht ja bis ins Herz!!!
Bevor wir wieder auf die Haupstraße kommen, haben Autos und Fahrer einige Um- und Irrwege durch Felder, Äcker und zwischen Lehmziegelmauern zu bewerkstelligen, bravourös haben sie das gemeistert.
Bam ist bzw. war eine riesige alte Stadt mit Lehmziegelhäusern, imposanten Befestigungsmauern und der hohen Zitadelle. Sie war eine der Hauptsehenswürdigkeiten Irans und stand unter UNESCO-Schutz.
Am 26. Dezember 2003 wurde sie durch ein starkes Erdbeben fast völlig zerstört und ca. 35.000 Menschen verloren Ihr Leben.
Vom Weltkulturerbe blieb ein Trümmerhaufen, und jetzt, mehr als 11 Jahr später, sind die Versuche zum rekonstruierten Wiederaufbau schon deutlich zu sehen. An der Anzahl der Männer gesehen, die hier beschäftigt sind, bleibt zu befürchten, dass es noch viele Jahre dauern wird, aber die Menschen freuen sich über das Interesse.
Allerdings will man uns auf dem riesigen Parkplatz nicht nächtigen lassen, eigentlich eh besser, hier ist es zu heiß und für die Hunde sowieso kein guter Platz.
Also fahren wir wiedereinmal in die Berge, da ist es gleich einmal um 10 Grad kühler. Auf 2.000m finden wir unseren Nachtplatz unter großen Pistazienbäumen (bisher sahen wir nur Sträucher) und natürlich gleich einmal in Gesellschaft. In der Nähe picknickt eine Familie, der Opa eilt sofort neugierig zu unseren Autos.
Aus den noch unreifen Pistazien wird eine Paste gemacht, erklärt er uns, und schon werden wir eingeladen zu seinem Haus zu kommen und bei ihm zu essen. Wir sind gerade erst angekommen und lehnen dankend ab, aber jetzt komt die ganze Familie zu uns. Die Unterhaltung ist schwierig, nur der Sohn kann etwas englisch. Als alle Neugierde gestillt ist kehrt Ruhe ein.
Wir sitzen grade gemütlich draussen, bei Kerzenschein und alkoholfreiem Bier!! Da kommt der nächste Besuch. Der Hirte, der vorher mit seiner Herde vorbeimarschiert ist, bringt uns Joghurt, im Stockdunkeln! Er bekommt auch ein Glas Bier, wir bedanken uns und bewundern wiedereinmal die iranische Gastfreundschaft.
Das nächste Ziel ist Jiroft, lt. Führer auch ein lohnendes. „Klein-Indien“ wird es genant und spezielle Ausgrabungen sind offenbar von Interesse. Bis wir sie finden ist es mittag, es hat 35 Grad und was wir zu sehen bekommen, ist äußerst dürftig. Der Hügel erinnert ein wenig an den Ayers Rock in Australien, weil er einfach so aus der Ebene herauswächst – nichts für ungut, Uluru!
Für uns ist er nichtssagend, wir machen lieber eine Mittagsrast unter Palmen. Die gewählte Stichstraße ist nicht zielführend, dafür wird die Polizei auf uns aufmerksam. Wir werden befragt: Ob, und welches Problem wir haben und wie sie uns helfen können?
Aber unsere Antwort, dass wir gar kein Problem haben, sondern nur einen Schattenplatz suchen wird entweder nicht verstanden, oder ignoriert. Mit Polizeibegleitung samt „rotem Blaulicht“ ( das Signallicht ist hier rot!) eskortieren sie uns zurück in die Stadt. Erst dort können wir sie abschütteln, für die Mittagspause muss also der Stadtpark herhalten. Natürlich werden wir sogleich umringt und in Gespräche verwickelt. Man bietet sich als Führer an, will uns zum Essen einladen, weil wir aber beides nicht annehmen können, schenkt uns das junge Fräulein ein selbtgemachts Bild. Woher nehmen die Menschen soviel Herzlichkeit, das fragen wir uns immer wieder!
Jiroft wollen wir jetzt in nord-westlicher Richtung verlassen, aber ein Autofahrer stoppt uns. Sein „Brother in law“ hat ihn angerufen, der hat einen Freund….dessen Bruder ist bei der Polizei….die können nicht englisch….aber hier gibt es 2 Autos mit Touristen, die haben ein Problem….er kann englisch und will uns helfen….wir haben kein Problem, bitte verstehen….!!!!
Shiraz und seine geschichtsträchtige Umgebung ist unser nächstes Ziel. Zwischen Jiroft und Baft liegt einer von unseren Top-Übernachtungsplätzen, da ist eine Steigerung kaum mehr möglich.
Seht selbst!
Die alten Pistazienbäume spenden Schatten und auch Holz für das Lagerfeuer. Ohne neugierige Menschen geht es auch hier nicht, aber nachdem sie uns eine Melone geschenkt haben, lassen sie uns in Frieden. Die kühle Nacht spendet erholsamen Schlaf, die nüchterne Feststellung „ihr habt ja einen Patschen“ holt uns in der Früh in die Wirklichkeit zurück.
Der lädierte Reifen hat in der Nacht sein Leben ausgehaucht, der Kompressor pumpt es wieder ein. Nachdem er innerhalb 1 Std. nur 0,2 bar verliert, schaffen wir das bis zur nächsten größeren Stadt, Sirjan.
Aber erst müssen wir über einen fast 3.000m hohen Pass. Die Straße windet sich bis auf 2.916m, in dieser Höhe gibt es einige Siedlungen, die Mandelbäume blühen – kaum zu glauben!
Bis Sirjan hält unser Reifen locker durch, aber hier wollen wir das Problem lösen. „Reifentandler“ gibt es ja an jeder Ecke im Iran, wir bleiben bei einem davon stehen, aber der repariert nur LKW-Reifen. Sofort springt einer ins Auto und bringt uns quer durch die Stadt zu einer sehr modernen Werkstätte. Er ruft den Handwerker auch noch an, weil ja jetzt Mittagszeit wäre und promt machen kurze Zeit später 2 Männer die Rollo hoch.
Wie sich die Bilder gleichen….aber das hier ist einfach ein Patschen und keine Gaunerei wie im Vorjahr in Bergama….
Der Missetäter, ein Eisenstift, ist rasch gefunden, eine Stunde später sind wir schon wieder fahrbereit, hier waren Profis am Werk.
Eine Bezahlung lehnen die Beiden entrüstet ab, sowas fällt offenbar unter Hilfsbereitschaft.
Die Süßigkeiten für ihre Kinder nehmen sie dankend an und wir schütteln wiedereinmal den Kopf vor lauter Ver- und Bewunderung!
Gleich nachher suchen wir einen passenden Nachtplatz, es ist wiedereinmal Waschtag.
Wir verschwinden hinter einem Berg, weg von der Straße und stehen ganz alleine in der schönen Gegend.
Am nächsten Tag starten wir endgültig nach Shiraz, die Befürchtung, dass es heiß werden wird bestätigt sich.
Die Mittagsrast am Salzsee Daryacheh-ye Bakhtegan ist nicht nur schweißtreibend, sondern auch „just 4 fun“
Wir können es nicht lassen, eine staubige Runde über den See zu drehen, jeder extra, versteht sich.
Es muss ja nicht alles Sinn machen, oft reicht es schon, wenn es Spaß macht!
Die Polizei versteht das gar nicht und fragt nach, was wir denn hier so treiben. „Nur Spaß haben und dann weiter Persepolis!“
Na dann, welcome to Iran, mit Handschlag, wohlgemerkt!
Ganz in der Nähe von Pasargade, suchen wir den Nachtplatz, um gleich in der Früh unseren Rundgang zu starten.
Kyrus der Große ließ hier eine Residenzstadt errichten, nachdem die Perser im Jahre 550 v. Chr. über die Meder gesiegt haben. Heute ist Freitag, also der persische Sonntag, es tummeln sich bereits viele Einheimische hier.
Beim berühmten Kyrus-Grab gibt es dann kein Weiterkommen, wir werden ständig angesprochen und alle wollen ein Foto machen, mit Hund natürlich. Der ist ja die Sensation!
Ein junges Paar beschenkt uns mit Nüssen (samt Schüssel) und Keksen, eine Familie spendiert uns Reis mit gebackenen Teigtaschen, die für das Picknick vorbereitet wurden. Und man möchte sich mit uns in Shiraz treffen. Wir tauschen Tel. Nummern aus und bleiben in Kontakt. Mittags rasten wir bei einem Fluss, wir sind schon wieder umringt von einer Familie mit ganz netten jungen Mädchen. Sie sind ganz außer sich vor Freude, weil sie ihr Englisch auspacken können und sie wollen vieles wissen. Nachdem wir auf ihrer Decke Tee getrunken haben verabschieden wir uns, und versprechen uns zu melden, wenn wir in Shiraz sind.
Und wenn die Oma ganz voll Stolz am iPad ihre Enkelkinder herzeigt, sind alle ganz verzückt! Blond Haare, blaue Augen, da werden sie fast verrückt!
Nach Pasargade stehen die Felsengräber von Naqsh-e Rostam am Programm, aber erst am nächsten Morgen, da ist das Licht schöner und es ist ev. noch nicht so heiß.
Der Nachtplatz in der Nähe ist schnell gefunden und wie immer kommt gleich Besuch. Ein neugieriger Bauer will sehen, was wir hier machen, staunt über unser WoKi und geht wieder. Kurz darauf kommt die ganze Familie, 15 Leute mit Kind und Kegel!!!
Das wollen sie doch auch sehen! Großes Halloo und wir müssen unbedingt zu ihrem Haus kommen, dort warten noch Papa und Opa und Tante…sie wollen uns alle kennenlernen. Wir lassen uns überreden und kurze Zeit später sitzen wir auf ihrer Decke, umringt von einer Großfamilie. Der junge Man aktiviert das Übersetzungsprogamm von seinem Handy und damit können wir uns doch über manches unterhalten. Den Rest schafft „Bodylangwich“ und in jedem Fall geht es so richtig lustig zu. Wir wundern uns auch darüber, dass wir sofort nach facebook, Whatsapp usw. gefragt werden, das solziale Netzwerk fällt also bei der Jugend schon auf fruchtbaren Boden. Und sie sind sehr stolz darauf.
Die Felsengräber finden auch unsere Bewunderung vor allem das Grab von König Darius I. Eine Inschrift verkündet, dass er vom großen Gott Ahura Mazda (Zaratustra) beauftragt wurde, die Welt zu befrieden.
Ein alter, frommer Wunsch, an dem auch Ahura Mazda gescheitert ist!
Jetzt geht es weiter südlich nach Persepolis, die Hoffnung dass heute (Samstag, 2. Mai) weniger los ist bestätigt sich nicht. Es ist „Father’s Day“ alle Familien machen einen Ausflug, dazu noch unzählige Touristen. Und es ist heiß!!!!
Wir machen unseren Rundgang über die Freitreppe zum imposanten Tor aller Länder bis hinauf zu dem Felsengrab, dem Palast des Darius und den wunderschönen Reliefs.
Persepolis muss man gesehen haben, es ist in seiner beeindruckenden Größe nicht zu beschreiben.
Die Inschrift in Keilschrift
Dann sehen wir beim Hinausfahren ein Hotel, das Schattenplätze unter Palmen zum „campen“ anbietet. Als auf Frage nach WIFI ein Kopfnicken erfolgt, freuen sich die Frauen auf die „Connections to home“ und die Männer auf einen „lazy day“
Hier bleiben wir den für den Rest des Tages.
Ich kann meine Website bearbeiten, im Schatten faulenzen, lesen und am Abend gehen wir ins Restaurant zum Essen.
Wir treffen hier auch das erste WOMO, ein Paar aus Spanien. Den Iran hat die Weißware scheinbar noch nicht erobert, dabei wäre das Land (auch von den Straßenverhältnissen her) einfach zu bereisen – und die tollen Nachtplätze haben wir eh lieber für uns alleine ;-)) da ist ein 4×4 schon sehr hilfreich!
SHIRAZ soll ein weiterer Höhepunkt unserer Reise werden und hier ist auch die letzte Möglichkeit unsere Visa zu verlängern. Es geht also ereignisreich weiter – im nächsten Bericht!
Übrigens, unser WoKi hat bereits ca. 9.000 km mehr am Tacho und es benimmt sich wie alter Wein (od. alte Weiber ;-))) es wird immer besser bzw. souveräner, wenngleich das Leben manche Spuren hinterlässt!
Das mit den alten Weibern stammt nicht von mir, könnte aber durchaus sein……
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